Lutherhaus in Eisenach zukunftsträchtig umgestalten

Lutherhaus_KlostermannLutherhaus in Eisenach zukunftsträchtig umgestalten
Staatssekretär Thomas Deufel und SPD-Bundestagskandidat Michael Klostermann vor Ort

Ein Jahrhundertereignis wirft seine Schatten voraus: 500 Jahre Martin Luther. Zu den Festivitäten im Jahr 2017 will auch das Lutherhaus in Eisenach nicht nur gerüstet sein, es will sich als zukunftsträchtiges Museum präsentieren. Durch einen Funktionsbau auf einem Nachbargrundstück mit Empfangsbereich, Museumsshop und einer neuen Sonderausstellungsfläche können in dem Fachwerkgebäude zusätzliche Räume für die ab 2015 geplante neue Dauerausstellung gewonnen werden. Zum Reformationsjubiläum 2017 erwartet das Lutherhaus bis zu 100.000 Gäste. Träger des seit 1956 betriebenen kirchlichen Museums ist seit Jahresbeginn die „Stiftung Lutherhaus Eisenach“. Ihr neuer wissenschaftlicher Leiter ist Dr. Jochen Birkenmeier. Dieser begrüßte kürzlich Thüringens Kulturstaatssekretär Prof. Thomas Deufel und den SPD-Bundestagskandidaten Michael Klostermann. Beim angeregten Gedankenaustausch auch dabei Dr Wolfgang Schenk, langjähriger Leiter des Lutherhauses und SPD-Stadtratsmitglied. „Das Reformationsjubiläum ist nicht nur eine Chance für unsere Region, sondern für Gesamt-Mitteldeutschland“, betonte Dr. Jochen Birkenmeier und verwies auf die „Nachhaltigkeit“.
Martin Luther wohnte von 1498 bis 1501 im Hause der Familie Cotta in Eisenach und verbrachte nach der Verhängung der Reichsacht 1521 zehn Monate auf der Wartburg. Dort übersetzte er in nur zehn Wochen das Neue Testament. Schwerpunkte des künftigen Museums werden deshalb das Verhältnis Luthers zur Bibel, seine Bibelübersetzung und die wechselvolle Geschichte des Lutherhauses sein. Das Lutherhaus ist nach neuesten Erkenntnissen das älteste nicht-kirchliche Fachwerkgebäude Thüringens. Das ergab eine bauhistorische Untersuchung, die die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) als Eigentümerin des Gebäudes in Auftrag gegeben hatte. Forscher fanden heraus, dass Bereiche der Fachwerk-Konstruktion aus dem Mittelalter stammen. Die ältesten ermittelten Teile – Eichenbalken in der Lutherstube – wurden auf das Jahr 1269 datiert Die heutige Gestalt geht jedoch auf das 14. Jahrhundert zurück und ist durch zahlreiche Veränderungen späterer Jahrhunderte geprägt. Die Gesamtkosten für Modernisierung und Neubau werden voraussichtlich 3,4 Millionen Euro betragen. Darin nicht enthalten, das private Engagement für ein daneben entstehendes Wohnhaus.

Fruchtbringende Zusammenarbeit mit dem Martin-Luther-Gymnasium in Eisenach
SPD-Bundestagskandidat Michael Klostermann interessierte sich für die Zusammenarbeit mit dem nahe gelegenen Martin-Luther-Gymnasium. Schüler der Schule gestalteten eine seit Ende März zu sehende und viel beachtete Sonderausstellung „Gratwanderung“. Sie zeigt die Ergebnisse ihrer Forschung zur Rolle der Evangelischen Kirche im Nationalsozialismus am Beispiel des Eisenacher „Entjudungsinstituts“ und dessen Leiters Walter Grundmann. Anlässlich des Themenjahres der Lutherdekade „Reformation und Toleranz“ geht es dabei auch um die Verbindung zwischen Luthers Einstellungen zum Judentum des 16. Jahrhunderts und der Arbeit des Institutes zur Zeit des Nationalsozialismus. Beim anschießenden Rundgang durch das Haus fand diese Ausstellung besonderes Interesse. Das Martin-Luther-Gymnasium Eisenach hatte im Jahr 2006 schon einmal eine Ausstellung zu dem Thema erarbeitet. Nun wurde sie von einer Projektgruppe von Lehrern und Schülern in Zusammenarbeit mit der Theologischen Fakultät der Universität Jena umfassend aufgearbeitet und um neue Erkenntnisse erweitert. Dabei stellte sich heraus, dass sich sowohl Vertreter der „Bekennenden Kirche“ als auch Anhänger der „Deutschen Christen“ in ihren Ausführungen für oder wider das Judentum auf Luther bezogen. Ein von Schülern des Abiturjahrganges 2013 entwickeltes interaktives Konzept führt den Besucher durch die Ausstellung und regt zur Auseinandersetzung mit der Frage an: „Wie hätte ich gehandelt?“. Mithilfe von Fragen, die am Ende der Ausstellung ausgewertet werden können, sollen die Besucher auf eine Gratwanderung zwischen Mitschuld, Anpassung und Widerstand geschickt werden.

Lutherhaus Eisenach – Ohne Ruhetag geöffnet
Der Museumsbetrieb soll, so erfuhren Staatssekretär Prof. Thomas Deufel und SPD-Bundestagskandidat Michael Klostermann, bis zum Ende dieses Jahres im Haus beibehalten werden. Die grundhafte Sanierung beginnt am 01.01.2014. Ein mögliches Übergangsquartier scheint in der Predigerkirche gefunden. Im „neuen“ Lutherhaus, dann auch barierrefrei und für Rollstuhlfahrer zugänglich, mit größerer Ausstellungsfläche, so informierte Dr. Jochen Birkenmeier, sind Räumlichkeiten für Museumspädagogik, ein neuer Empfangsbereich und im hinteren Teil eine klimatisierte und den Sicherheitsanforderungen entsprechende Möglichkeit für Sonderausstellungen vorgesehen. Die historische Treppe im Vorraum werde wiederhergestellt. „Das historische Gebäude wird durch den Neubau entlastet, indem alles Funktionale untergebracht wird“, erklärte Dr. Jochen Birkenmeier. Derzeit sei die Belastbarkeit mit über 30.000 Besuchern im Jahr erreicht. Mit Stolz wurde unterstrichen, dass mit einem Kraftakt abgesichert wird, das Museum ohne Ruhetag zu öffnen. Das sei nur durch das Engagement der Mitarbeiter und freier Kräfte möglich. Dr. Jochen Birkenmeier brachte gegenüber dem Staatssekretär Prof. Thomas Deufel die Hoffnung zum Ausdruck, dass vom Bund und vom Land neben Sachkosten auch entsprechende Mittel für Personalkosten zur Verfügung gestellt werden. Er verwies auf die „Leichtturmfunktion“ des Hauses. Die „Feierliche Grundsteinlegung“ sei für den Sommer geplant. Der junge, geschichtlich sehr interessierte SPD-Bewerber für den Deutschen Bundestag wird das Geschehen weiter aufmerksam verfolgen. Sein Resümee des Besuches im Eisenacher Lutherhaus: „Ich begrüße die Erarbeitung der neuen Ausstellung und deren moderne (multimediale) Gestaltung sehr und bin optimistisch, dass damit zusätzliche Besucher/innen in das Haus gelockt werden. Das Lutherhaus wird sich im Zuge des Reformationsjubiläums noch mehr als bisher zum Besuchermagneten für die Stadt und die Region entwickeln. Ich bewerte es positiv, dass die Ausstellungskonzepte der einzelnen Lutherstätten in Mitteldeutschland aufeinander abgestimmt sind und entsprechend der individuellen Profilbildung einander ergänzen. Das wird dafür sorgen, dass im Umfeld des Reformationsjubiläum 2017 auch viele internationale (spirituelle) Touristen den Weg nach Eisenach und Mitteldeutschland suchen werden“

Thomas Levknecht 15.05.2013