Neue Stolpersteine in Eisenach – erstmals auch für verfolgte Sozialisten und Kommunisten

Pressemitteilung der Stadt Eisenach

Neue Stolpersteine in Eisenach – erstmals auch für verfolgte Sozialisten und Kommunisten

In Eisenach werden die nächsten zwölf Stolpersteine verlegt. Dieses Mal nicht nur für von den Nationalsozialisten verfolgte und ermordete jüdische Mitbürger, sondern auch für verfolgte und ermordete Sozialisten sowie Kommunisten. Die Stolpersteine werden von dem Berliner Künstler Gunther Demnig im Beisein von Oberbürgermeisterin Katja Wolf sowie Vertretern des Bündnisses gegen Rechtsextremismus Eisenach verlegt

am Dienstag, 18. März,
ab 12 Uhr
in der Stedtfelder Straße 1a, Eisenach.

Wir freuen uns, Sie zu diesem Termin begrüßen zu dürfen.
Zum ersten Mal werden am 10. März nicht nur Stolpersteine für verfolgte und ermordete jüdische Mitbürger verlegt. Anliegen der Projektidee Stolpersteine ist es, aller Verfolgten des Nationalsozialismus zu gedenken. Daher werden erstmals ein Eisenacher Sozialist – Willy Enders – sowie ein Eisenacher Kommunist – Heinrich Zieger – einen solchen Stein erhalten.

Willy Enders
Enders, geboren am 11. April 1886 in Sonneberg, lebte seit 1908 in Eisenach. Bereits 1905 trat er der SPD bei. In den 1920er Jahren arbeitete Enders als Bibliothekar der Gewerkschaftsbibliothek Eisenach. Er engagierte sich im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Als Mitglied des ISK (Internationaler Sozialistischer Kampfbund) wurde Enders am 5. Januar 1938 verhaftet. Zwei Tage später, am 7. Januar 1938, beging er im Gerichtsgefängnis Eisenach Selbstmord. Seine Witwe, Elisabeth Enders, wurde nach dem 20. Juli 1944 in das Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Sie starb am
16./17. November 1956 in Eisenach.

Heinrich Zieger
Heinrich Zieger wurde am 24. Februar 1900 in Eisenach geboren. Ab 1928 war er Organisationsleiter der KPD, Unterbezirk Eisenach, und blieb das bis zu seiner Verhaftung im April 1933. Zieger war außerdem Mitbegründer des Rot Front Kämpferbundes und als solcher im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv. Im Dezember 1933 wurde Zieger in Eisenach zum zweiten Mal verhaftet, am 28. Dezember 1933 tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Während es “Selbstmord durch Öffnen der Pulsadern” im offiziellen Sterbedokument heißt, gehen andere Quellen davon aus, dass Zieger “von Gestapoleuten” erschlagen worden ist.

Stolpersteine in Eisenach
Der Berliner Künstler Gunther Demnig hatte die Idee zu den Steinen, die seit 2009 fester Bestandteil in Eisenach sind. In der Wartburgstadt gibt es bisher 82 Stolpersteine, zwölf weitere kommen am 18. März hinzu. Auf der Oberseite der Stolpersteine befindet sich eine beschriftete Messingplatte mit Angaben zur Person: Name, Geburtsdatum, Tag der Deportation und Ort der Ermordung. Finanziert werden die Steine von verschiedenen Gruppen, Vereinen, Interessengemeinschaften und zahlreichen weiteren Paten.